Sven David Müller ist Buchautor und Diabetesberater der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DGG). Er leidet seit seiner Kindheit selbst an Diabetes mellitus Typ 1.
Nach seiner Ausbildung zum staatlich geprüften Diätassistenten und Diabetesberater DDG hat Sven-David Müller ein Studium der angewandten Ernährungsmedizin absolviert. Als Autor hat er schon acht verschiedene Bücher für Diabetiker verfasst, die in vielen Sprachen erhältlich sind.
Die klassischen Symptome für einen Diabetes mellitus gelten nicht immer, sondern nur für Typ-1-Diabetes, den sogenannten Insulin-Mangel-Diabetes. Massiver Durst, häufiges Wasserlassen (auch nachts) und starke ungewollte Gewichtsabnahme können Anzeichen für diese Erkrankung sein. Für Typ-2-Diabetes gilt das alles dagegen meist nicht. Das ist ja gerade das Tückische an der Erkrankung, dass sie häufig ohne Beschwerden verläuft, weil der Betroffene nicht merkt, wie die Blutzuckerwerte langsam ansteigen.
Tatsächlich hatte ich mal einen Kollegen, von Hause aus selbst Arzt, der gar nicht glauben konnte, dass er Diabetes mellitus hat. Auch bei ihm blieb die Erkrankung lange unentdeckt. Diabetes Typ 2 kann über viele Jahre unbemerkt bleiben. Schwere Komplikationen führen erst auf den zweiten Blick zur Diagnose Diabetes mellitus. Dazu gehören zum Beispiel Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen, Nervenschäden oder Erblindung. Impotenz kann auch eine Folge von Diabetes mellitus sein. Viele Diabetiker leiden am diabetischen Fuß und Amputationen drohen.
Alle, die übergewichtig sind. Der Body-Mass-Index (BMI) ist für die Normalbevölkerung eine zuverlässige Größe: Bei einem BMI von über 27 steigt das Risiko deutlich an, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Wenn das Bauchfett besonders ausgeprägt ist, beispielsweise beim Bierbauch, steigt das Risiko deutlich. Wer sich wenig bewegt, hat ein höheres Risiko an Diabetes melitus zu erkranken. Bei Personen, die bereits an Bluthochdruck leiden, besteht ein besonders hohes Risiko, auch an Diabetes Typ 2 zu erkranken.
Ich empfehle allen Menschen, die unter Bluthochdruck leiden, Diabetes mellitus aktiv auszuschließen. Eine Fettleber ist ein Risiko-Faktor, genau wie hohe Triglycerid-Werte im Blut oder Gicht und Fettstoffwechselstörungen.
Wer Risiko-Faktoren bei sich feststellt, sollte unbedingt zu seinem Hausarzt gehen und sich auf Diabetes mellitus untersuchen lassen. Der Arzt wird den Blutzuckerwert bestimmen und eventuell auch einen Blutzuckerbelastungstest machen, um vollständige Sicherheit zu erhalten.
Wir können aus Experten-Sicht gar nicht oft genug darauf drängen, Diabetes mellitus zu überprüfen und zu behandeln, denn die Folge-Komplikationen der chronischen Erkrankung sind erheblich und in vielen Fällen sogar tödlich.
Der Typ 1-Diabetiker muss mit Insulin leben. Das sind aber nur fünf bis zehn Prozent aller Erkrankten.
Bei beiden Formen von Diabetes werden die kleinen Gefäße geschädigt. Besonders bei denen, die den Diabetes, teils über Jahre, nicht bemerken, treten schwere Folgeerkrankungen auf.
Es kann zur Nierenschädigung kommen, die im Extremfall bis zur Dialyse führt. Es kann zu Augenveränderungen kommen, die zunächst kaum spürbar sind, aber im Extremfall zur Erblindung führen. Ein großes Risiko ist der Herzinfarkt.
Unsere Erfahrung zeigt, dass bei rund jedem zweiten Herzinfarkt ein bekannter oder unbekannter Diabetes mellitus vorliegt. Statistische Untersuchungen belegen sogar, dass das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, für Typ 2-Diabetiker genauso stark erhöht ist, wie für jemanden der bereits den ersten Herzinfarkt hatte.
Das gilt übrigens für Männer und Frauen: Der Diabetes mellitus macht keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Das Risiko beim Herzinfarkt ist gleich verteilt und dies gilt auch für den Schlaganfall.
Nervenerkrankungen sogenannte Neuropathien sind weitere Folgen von Diabetes. Die Patienten haben kein Gefühl mehr in den Beinen und Füßen, Taubheitsgefühle treten auf, in einigen Fällen zeigt sich die Neuropathie auch durch einschießende Schmerzen oder Kribbeln in der Nacht. Der Diabetes schädigt die Nerven und daraus entstehen Störungen und Schmerzen, die sich wie elektrische Schläge anfühlen können. Viele halten das für Durchblutungsstörungen, zu wenige denken bei diesen Beschwerden an Diabetes mellitus. Besonders gefährlich ist die Kombination aus Durchblutungsstörungen und Nervenschäden, die bei Diabetes mellitus sehr häufig sind und zum sogenannten diabetischen Fuß führen. Diese Erkrankung ist der häufigste Grund für eine Amputation der unteren Extremitäten in Deutschland.
In jedem dieser Fälle ist eine genaue Kontrolle beim Arzt erforderlich. Diabetiker müssen bei jedem Hausarztbesuch ihre Füße vorzeigen, damit der Arzt nachsehen kann, ob alles okay ist.
Auf jeden Fall an den Hausarzt. Wichtig ist zunächst eine verlässliche Diagnose. Wenn Diabetes festgestellt wird, sollten Sie auf jeden Fall eine strukturierte Diabetes-Schulung in einer Fachklinik oder einer diabetologischen Schwerpunktpraxis bekommen, die für Diabetiker angeboten wird, in dem Diabetiker von Diabetologen und Diabetesberatern betreut und begleitet werden. Im Verlauf der Erkrankung muss regelmäßig der Langzeit-Blutzucker (HBA1/HBA1c-Werte) vom Arzt bestimmt werden und Komplikationen sollten kontinuierlich – also alle drei Monate – beobachtet werden.
Wenn ein Angehöriger an Typ 1 oder Typ 2 Diabetes mellitus leidet, weiß man schon einmal, dass eine genetische Disposition vorliegt und das Risiko an Diabetes mellitus zu erkranken erhöht ist. Wer dann normalgewichtig ist und regelmäßig Sport treibt, reduziert sein Risiko – aber nicht für Typ 1 Diabetes. Dennoch muss er wachsam bleiben und alle Risikofaktoren im Auge behalten.
Prävention bedeutet, dass ich körperlich fit bin, mich gesundheitsbewusst sowie vielseitig ernähre, Stress abbaue und kein Übergewicht habe. Die größten Risiken entstehen durch zu wenig Bewegung, Fehlernährung, Stress und durch Übergewicht.
Gerade habe ich einen Patienten vorgestellt, der eine beeindruckende Entwicklung genommen hat. Er ist vor acht Jahren an Diabetes Typ 2 erkrankt. Er hat Diät zur Gewichtsreduktion gemacht, anfangs mit einem zugelassenen Abnehm-Produkt (z. B. Refigura, rezeptfrei in Apotheken), dann hat er seine Ernährung umgestellt.
Zusätzlich verwendete er einen Extrakt aus dem Jambulbaum (Glycowohl) zur Unterstützung der Funktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Er hat bewusst gelebt, sich viel bewegt und in der Folge 30 Kilo Gewicht verloren. 30 Kilo! Heute zeigt der Blutzucker-Belastungstest beim Arzt, dass er keinen Diabetes mellitus mehr hat. Dazu ist viel Konsequenz nötig, aber es ist möglich, die Erkrankung zu überwinden. Der Typ 2 Diabetes mellitus kann in vielen Fällen geheilt werden – die Blutzuckerwerte normalisieren sich. Eine Heilung des Typ 1 Diabetes mellitus hingegen ist nicht möglich. Aber durch Bewegung, eine angepasst Ernährungsweise, regelmäßige Blutzuckerselbstkontrolle und die Einhaltung der ärztlich verordneten Diabetestherapie ist auch hier vielen erreichbar. Das trifft insbesondere dann zu, wenn die Betroffenen gut geschult sind und gegebenenfalls ergänzende Maßnahmen wie die Optimierung des Blutzuckers durch Jambulbaum-Extrakte (beispielsweise Glycowohl, rezeptfrei in der Apotheke) einnehmen.
Der Patient hat seine Erkrankung selbst in die Hand genommen. Das ist wichtig. Natürlich hat er Ratschläge für sein Diätprogramm erhalten und nach und nach seine Ernährungsweise optimiert. Er hat die richtigen Kohlenhydrat-Träger in der richtigen Menge zu sich genommen und mehr Proteine, die richtigen Fette, er hat sich viel mehr bewegt. Zusätzlich haben ihm die ärztlich empfohlenen Präparate zur Unterstützung geholfen.
Wer Risiken hat, sollte sehr regelmäßig kontrollieren, ob er einen Diabetes mellitus hat. Je früher man einen Diabetes Typ 2 erkennt, desto größer ist die Chance, in eine Diabetes-Remission zu kommen und sich selbst zu heilen.
Ich wünsche mir, dass Menschen mit Diabetes mellitus ihre Schuldgefühle loswerden und diese in positive Energie umwandeln, um besser mit ihrer chronischen Krankheit zurechtzukommen. Die Basis für einen eigenverantwortlichen Umgang mit der Krankheit legen die Patienten mit der Schulung und Beratung – danach gilt es, das Heft selbst in die Hand zu nehmen und damit Lebensqualität zurückzugewinnen.
Vielen Dank, Herr Müller für das motivierende Gespräch!